Für viele Menschen ruft das Wort Anarchist*in Bilder von Molotowcocktails und schwarzer Vermummg hervor. Das ist keine ungenaue Darstellung, aber es ist auch nicht das ganze Bild. Als radikale Bewegung, dessen Ziel die Beseitigung von Herrschaftsstrukturen ist, wird Anarchismus häufig als eine gewalttätige, chaotische Form des politischen Extremismus stereotypisiert. In Wahrheit handelt es sich um eine antiautoritäre, antikapitalistische Ideologie, die sich die Errichtung einer gleichgestellten Gesellschaft verschrieben hat. Die Antipathie der Anarchist*innen gegenüber Politiker*innen, Polizei, Militär und dem Staat hat sie zur Zielscheibe von Repression und falscher Charakterisierung gemacht.
Wir verstehen nter Anarchafeminismus theoretische als auch praktische Arbeit gegen die immer noch vorherrschende Unterdrückung von allen nicht weißen endo cis-männlichen Personen im gesellschaftlichen, ökonomischen, privaten und politischen Kontext. In diesem Herrschaftsverhältnis besteht eine Vielfältigkeit an Unterdrückung, sodass diese immer intersektionale beleuchtet werden müssen.
Da Macht und Herrschaft immer verknüpft ist, ist Feminismus und Anarchismus für uns nicht trennbar.
Wir möchten keine Machtpositionen im bestehenden kapitalistischen und patriarchalen System für Frauen, Lesben, inter, nicht binäre, trans und agender Personen (FLINTA) erkämpfen sondern lehnen diese als Anarchisti konsequent ab und wollen jede Form von Macht und Herrschaft, also von Unterdrückung, zerstören.
So ist der Anarchafeminismus für uns eine Art der Erweiterung des Feminismus, denn wir kämpfen nicht nur gegen die Herrschaft über FLINTA Personen.
Es reicht also nicht aus, nur kapitalistische Herrschaft abzuschaffen, ohne unsere patriarchale Cisheteronormative zu reflektieren, oder aber nur gegen Sexismus und Unterdrückung von FLlNTA zu kämpfen, ohne ökonomische Ausbeutung und den Staat als repressiven Akteur anzugreifen. Es muss gegen all diese etablierten Formen von Herrschaft und Unterdrückung gekämpft werden, um ein freies Leben für alle Menschen zu ermöglichen.