Redebeitrag vom Transgender Day of Remembrance 2022:
Dieses neue queere und homo Getue ist doch nur ein aufmüpfiger Trend der neuen Jugend! Aussagen, die sich ein jedes Mitglied der LGBTQ+-Protestwelle gelegentlich anhören muss. Doch diese Menschen wollen nicht wahrhaben, dass all diese queeren Menschen kein Phänomen einer modernisierten Jugend sind. Uns gibt es schon immer! Eine riesige Gruppe an Menschen, die sich nicht mit dem konventionellen cis-heteronormativen Lebensstil identifiziert. Aber wenn wir so viele sind und doch auch schon immer da waren, warum begann die Gesellschafft erst so spät mit der Sensibilisierung für die LGBTQ+-Community oder überhaupt für die Existenz von queeren Personen. Die Antwort liegt im System. In unsere patriarchale geprägte Gesellschaft werden Kindern direkt nach ihrer Geburt als Mädchen oder Junge abgestempelt. Es wird nach deiner körperlichen Erscheinung bestimmt, welche Identität du hast und welche Rolle du in der Gesellschaft zu spielen hast. Fast alles wird von diesem Moment abhängig gemacht: Was für Spielzeug du bekommst; Welches Farbei deine Kleidung hat; Wie lang oder kurz deine Haare sind; Was für Hobbys du machst; Ob du lernst deine Emotionalität zu zulassen oder sie zu unterdrücken.Alles baut darauf auf, dass wir irgendwann unseren Platz als Frauen und Männer in einer Familie einnehmen, um auch weiterhin das gesellschaftliche und ökonomische System am Leben zu halten. Sie nützt nicht einem selbst die eigene Identität zu finden, sondern schafft im Gegenteil einen großenHaufen der Monotonie, der nur danach strotzt „der Junge“ oder „das Mädchen“ zu sein. Doch das schlimmste er verstößt, verfolgt, schikaniert, sabotiert und tötet sogar die Menschen, die sich nicht mit gegebenem Stempel zurechtfinden: eine gar nicht so kleine Masse an Menschen, die jeden Tag darum kämpfen, als der Mann, die Frau oder der Mensch angesehen zu werden, der sie sein wollen. Viele würden jetzt entgegenbringen, dass die Rollenbilder ja nicht mehr so konservativ wie früher sind, allein schon gesetzlich und dass ja viele UnternehmenLGBTQ+-Bewegungs-Supporter sind. Aber in einer kapitalistischen Welt, werden wir nie eine Gesellschaft erschaffen ohne ein binäres Geschlecht. Denn es reichen uns keine Regebögen Armbänder, wenn weiterhin gesagt wird welche Kleidungsstückeich anziehen darf, wie mein Deo riechen soll, ja sogar welches bekackte Überraschungs-Ei ich mir kaufen darf, ohne von dem Verkäufer darauf hingewiesen zu werden, dass das ja eigentlich nur, was fürs andere Geschlecht ist. Diese krankhafte binäre Spaltung und Rollenbilder des kapitalistischen Gesellschaftssystems zieht sich durch alle Bereicheund alle Köpfe und hinterlässt eine Spur von mental zerstörten Menschen, die denken das Problem seien sie selbst und nicht die Welt um sie herum.Deshalb gedenken wir an alle gefallene, die uns dieses System genommen hat. Sie werden nicht heute und auch niemals vergessen. In allen von uns brennt ein Feuer für alle Opfer von Transfeindlicher Gewalt. Etwas, was uns nicht nur ruhig trauern lässt aber auch unser Wille anheizt, all das nicht weiter so hinzunehmen. Für eine sichere Welt für all unsere Tran-Geschwister. Gegen Kapitalismus und Patriachat.
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Von Sexarbeit, Zwangsprostitution & Polizei
Content Note: Sexarbeit, Zwangsprotitution, Missbrauch, sexualisierte Gewalt, Polizeigewalt, Machtmissbrauch, Menschenhandel, nordisches Modell, Kinderprostitution
Der Begriff „Sexarbeit“ wurde erfunden, um die Unterschiede von Zwangsprostitution (all die Prostitution von Minderjährigen, im Menschenhandel oder in Missbrauchsumständen) und einer einvernehmliche, vergütete sexuelle Dienstleistung zwischen volljährigen Personen, hervorzuheben und soll keinesfalls dazu führen das Zwangsverhältnisse weniger gesehen werden. Dieser Begriff wird nur leider oft im falschen Kontext benutzt: Wer also von beispielsweise Kinderprostitution spricht und das Sexarbeit nennt, sollte direkt darauf hingewiesen werden, dass wenn Menschen schwere Verbrechen „Arbeit“ nennt, Missbrauch und Missbrauchserfahrungen verharmlost. Viele würden jetzt entgegnen das Sexarbeit immer Zwang ist und nichts mit Selbstbestimmtheit zu tun hat. Dem stimmen wir nur im Teil zu: Sexarbeit ist Lohnarbeit (keine normale natürlich wie es oft angeprangert wird) und kein Mensch steckt freiwillig in der Lohnarbeit fest, aber die eigene freiwillig Entscheidung sein Geld mit Sex zu verdienen anstatt z.B. als Kellnerin, gleich zu setzen mit der Entführung und dem Verkaufen von Menschen oder Leuten die der Zwangsprostitution nicht entfliehen können, würde aber genau diesen Menschenhandel wieder verharmlosen.In dem Sinne wollen wir keine Welt in denen Mensch Flinta*-Personen oder deren Zeit kaufen kann, denn wir sind für eine Welt ohne Lohnarbeit (also auch ohne Sexarbeit), doch bis dahin kämpfen wir dafür, dass die Sexarbeit sicherer wird und vor allem Menschen aus Missständen befreit werden. Denn Gesetze die Sexarbeiter*innen gefährden, gefährden meist auch Betroffene im Menschenhandel. Für die Rechte und Sicherheit von Sexarbeiter*innen zu kämpfen, schließt nicht den Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution aus.
Weiter zur Polizei: Es gibt Studien, die besagen, dass die meiste Gewalt, die Sexarbeitende erfahren, von der Polizei ausgeht. Hierzu ist wichtig zu betonen, dass diese Studie mit freiwillen Teilnehmenden im Internet durchgeführt wurde und somit nur repräsentativ für die Sexarbeit ist. Das eine Studie alle Eindrücke und Zustände nicht ganz umfasst und vieles nicht erwähnt wird, ist der Kürze zu zuschreiben. So wollen wir hier diesen Aspekt näher beleuchtem, dass eine starke Polizeipräsenz das Risiko Gewalt von Freiern zu erfahren, deutlich erhöht, wie die Studie „Footer et al (2009)“ nachweist. Nehmen wir das Beispiel Schweden in denen das nordische Modell regiert. Oft heißt es dort wäre es undenkbar Sex zu kaufen, es ist nicht undenkbar sondern nur illegal. Dadurch, dass der Kaufen von Sexarbeit kriminalisiert wird, verschwindet das Geschäft der Prostitution nicht, nicht die Sexarbeit und auch nicht die Zwangsprostitution, das Geschäft wird einfach in die illegale Szene gedrängt. Das Screening des Freiers was eigentlich vor jedem Kauf stattfindet muss sehr verkürzt, wenn nicht sogar gar nicht stattfinden, da dauerhafte Gefährdung durch Polizeipräsenz besteht (da das ja gerade eine illegale Handlung ist) , was nachweislich das Risiko erhöht Gewalt von den Freiern selbst zu erfahren, wie die Studie „Landsberg et al (2017)“, festgestellt hat. Des weitern macht sich auch ein jeder mitschuldig einer illegalen Straftat wer von der Sexarbeiter*in profitiert, das kann im guten Fall ein Zuhälter sein, in den meisten Fällen berichten jedoch Sexarbeiter*innen davon, dass auch das Vermieten einer Wohnung für den*die Vermieter*in illegal ist und Sexarbeiter*innen gezwungen werden, auf der Straße zu arbeiten, was deutlich gefährlicher ist und auch immer bedeutet mehr Gewalt vom eigenen Klientel zu erfahren, wie die „Ellison et al (2019)“ Studie zeigte. Die „Footer et al (2019)“ Studie bewies dazu auch, dass der rechtliche Status von Prostituierten (egal ob einvernehmlich oder zwang), ein bedeutender Faktor ist wenn es um die sträfliche Verfolgung von Prostituierten zur Anzeige gebrachten Gewalttäter*innen geht. Die Studie hat hat dabei ergeben, dass in vielen Situationen die kriminalisierte oder quasi-kriminalisierte Natur von Sexarbeit bedeutet, dass Gewalt, die im Kontext von Sexarbeit passieren (d. h. als Schäden und Missbrauch am Arbeitsplatz zu sehen sind), von keinen formellen Stellen überwacht wird und Prostituierten im allgemeinen von der Polizei und den Justizsystemen nur wenig bis gar kein Rechtsschutz gewährt wird. Gewalttaten gegen Sexarbeiter*innen werden von der Polizei oft nicht als Straftaten registriert, denn sexueller Missbrauch bei einer Prostituierten ist oft kein Missbrauch, nach deren Meinung. Wenn wir jetzt nun zum Beispiel eine Situation aus der Prostitution, wo das nordische Modell herrscht nehmen: Der Großteil der Menschen in der Zwangsprostitution/Sexarbeit sind Migrant*innen, ein großer Teil von ihnen ohne Aufenthaltserlaubnis. Wird also ein Person aus diesem Spektrum beim Geschäft erwischt, wird der Freier verhaftet, die Person wird Abgeschoben, immer wieder tauchen Anzeigen auf wo gerade trans-feminine Sexarbeiter*innen öffentlich gegen ihre Abschiebungen mobilisieren. Doch die Cops machen nicht nur ihren scheiß Job, nein, die gleiche Studie zeigt das 78% der befragten Sexarbeiter*innen in ihrer Laufbahn sowohl sexuelle,gewalttätige und emotionale Übergriffe und Missbrauch durch Polizist*innen erlebt haben. Das ist eine ganze Menge, nicht zu vergessen mit all den anderen Risiken, die bei erhöhter Polizeipräsenz drohen. In den Studien wurde erklärt, dass wenn Betroffene über Missbrauch reden, werden auch immer Gewalterfahrungen ausgehend von der Polizei geschildert, dennoch gibt es nur in 4 Ländern Studien zum Thema Polizeigewalt in der Prostitution. Weiter zum Stigma: Warum wollen wir das Stigma lösen für alle Menschen die Prostitution betreiben? Immer wieder heißt es, dass eine Abschaffung des Stigmas dazu führen könnte das Missstände weniger gesehen werden, aber was bringt das jetzige Stigma den Sexarbeiter*innen und Zwangsprostituierten? In der Gesellschaft werden sie als Abschaum gesehen, Leute die zu blöd oder zu faul für die Schule waren, Junkies oder als eh schon missbrauchte Seelen denen es eh nicht schlimmer gehen kann und nicht mehr zu retten sind. Dieses Stigma erweckt in den Menschen kein Wille, respektvoll mit der Sexarbeiter*in umzugehen oder Menschen aus dem Zwang einen neuen Arbeitsplatz anzubieten, nein das Stigma was schon allein gesetzlich immer mitschwingt mit dem Begriff „Hurenpass“ entzieht den Menschen jeglicher Selbstbestimmtheit. Wir denken sogar, dass dieses Stigma von Prostituierten zu den Missständen beiträgt, denn aufgrund von diesem ist für die wenigsten Sexarbeit (nicht Zwangsprostitution) auch Arbeit. Dies macht es nicht direkt zur normalen Arbeit, es ist immer noch eine Arbeit die viel Sensibilität, Aufklärung und Sicherheit bedarf. Aber wenn Freier, Polizei generell Menschen den Sexarbeiter*innen mit dem gleichen Respekt entgegen würden mit denen sie auch einer Person, die gegen ihren Bürochef auf Grund von sexualisierten Missbruach vorgehen, würden weniger Menschen sich die Freiheiten rausnehmen Sexarbeiter*innen wie Objekte zu behandeln.
Wir wollen keine Welt in der man Sex als Dienstleistungen kaufen kann, denn wir möchten das Kaufen von Dienstleistungen, also Lohnarbeit, abschaffen. Wir verherrlichen weder Sexarbeit noch Zwangsprostitution, nur sind wir anhand empirischer Erfahrungsberichte und fünf der repräsentativsten Studien, zu dem Entschluss gekommen, dass die Kriminalisierung, wie auch in der Drogenszene, in der Prostitution zu mehr Leid durch Polizei, sowohl als durch Freier, führt (zum Beispiel beim Thema Screening-Zeit, Ort des Geschäfts, Aufenthaltspapiere und Polizei, Drogenkonsum). Wir wissen, dass es noch ein langer Weg ist bis die Lohnarbeit und damit auch die Sexarbeit abgeschafft wird, dort bis dahin setzen wir uns dafür ein, dass soziale Initiativen mit Dolmetscher*innen und neuen Arbeitsplätze sich um die Menschen kümmern, die in der Zwangsprostitution feststecken. Denn bloß den den Verkauf von Sex zu verbieten und zu kriminalisieren , nimmt den Menschen in der Zwangsprostitution die einzige Einnahmequelle und zaubert sie nicht aus der Armut. Gleichzeitig werden wir aber einstehen, dass freiwillige Sexarbeiter*innen nicht weiter entmenschlicht und an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, sie verdienen ebenfalls Sicherheit und Respekt in ihrem eigens ausgewählten Beruf. Wir setzen uns auch für Beratungs- und Aussteigsmöglichekiten für Sexarbeitende ein, denn es ist normal, dass ein Mensch nicht sein Leben lang den gleichen Beruf ausüben möchte.
Wir könnten nun noch immer weiter schreiben, aber das Thema viel zu Komplex, besonders für so eine einseitige Erzählung. So seid ihr immer herzlich eingeladen, auf unseren Veranstaltungen mit uns darüber zu reden.
Die dazugehörigen Studien:
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3987574/
- (Violence in general)
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6336048/
- (Police violence)
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5533660/?fbclid=IwAR1oa-Z8uKS09NQJBKrc8DiXGKw45QZk5Tvvq2Nlnozy-RMBC-vJy1xNYRw
- (Folgen der Kriminalisierung für Sexwork, schnelles Screenig etc.)
- https://niopa.qub.ac.uk/bitstream/NIOPA/10835/1/report-criminalisation-paying-for-sex.pdf
- (Analyse des nordischen Modell und dessen Probleme)
- Instagram: 6arbeiterin_
Queerfeminismus
Der Queer-Feminismus ist eine feministische Strömung, die sich in den 1990er Jahren gebildet hat. Er fordert Repräsentation, Legitimation und Akzeptanz geschlechtlicher Differenzen, mit dem revolutionären Fokus auf der Aufhebung geschlechtlich differenzierter Ungleichheit und Unterdrückungsmechanismen. Queer bezieht sich hier auf die Vielgeschlechtlichkeit der Menschen und das Anerkennen von Geschlecht außerhalb des binären Systems. Somit ist Queer-Feminismus auch immer Intersektional (=Diskriminierungsformen addieren sich nicht nur in einer Person, sondern führen zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen), denn es werden die systematische Diskriminierung und Ungerechtigkeiten aufgrund von Geschlecht, Gesellschaftsschicht, Sexualität oder Herkunft sichtbar gemacht und kritisiert.
Es gilt stetig der Kampf gegen das Patriachat (= System, indem der endo cis Mann Privilegien und bevorzugte Stellung in Gesellschaft und Familie genießt), von allen die unter dem Patriachat leiden, also Frauen, trans-, nicht-binäre, inter- und agender Menschen. Um dieses zu bekämpfen, gilt die Abschaffung des Kapitalismus als zentral, da er Grundlage für Ausbeutung und Ungleichheiten ist. Feminismus muss also immer antikapitalistisch gedacht werden, denn keine*r kann frei sein, bis nicht alle frei sind.
Anarchafeminismus
Für viele Menschen ruft das Wort Anarchist*in Bilder von Molotowcocktails und schwarzer Vermummg hervor. Das ist keine ungenaue Darstellung, aber es ist auch nicht das ganze Bild. Als radikale Bewegung, dessen Ziel die Beseitigung von Herrschaftsstrukturen ist, wird Anarchismus häufig als eine gewalttätige, chaotische Form des politischen Extremismus stereotypisiert. In Wahrheit handelt es sich um eine antiautoritäre, antikapitalistische Ideologie, die sich die Errichtung einer gleichgestellten Gesellschaft verschrieben hat. Die Antipathie der Anarchist*innen gegenüber Politiker*innen, Polizei, Militär und dem Staat hat sie zur Zielscheibe von Repression und falscher Charakterisierung gemacht.
Wir verstehen nter Anarchafeminismus theoretische als auch praktische Arbeit gegen die immer noch vorherrschende Unterdrückung von allen nicht weißen endo cis-männlichen Personen im gesellschaftlichen, ökonomischen, privaten und politischen Kontext. In diesem Herrschaftsverhältnis besteht eine Vielfältigkeit an Unterdrückung, sodass diese immer intersektionale beleuchtet werden müssen.
Da Macht und Herrschaft immer verknüpft ist, ist Feminismus und Anarchismus für uns nicht trennbar.
Wir möchten keine Machtpositionen im bestehenden kapitalistischen und patriarchalen System für Frauen, Lesben, inter, nicht binäre, trans und agender Personen (FLINTA) erkämpfen sondern lehnen diese als Anarchisti konsequent ab und wollen jede Form von Macht und Herrschaft, also von Unterdrückung, zerstören.
So ist der Anarchafeminismus für uns eine Art der Erweiterung des Feminismus, denn wir kämpfen nicht nur gegen die Herrschaft über FLINTA Personen.
Es reicht also nicht aus, nur kapitalistische Herrschaft abzuschaffen, ohne unsere patriarchale Cisheteronormative zu reflektieren, oder aber nur gegen Sexismus und Unterdrückung von FLlNTA zu kämpfen, ohne ökonomische Ausbeutung und den Staat als repressiven Akteur anzugreifen. Es muss gegen all diese etablierten Formen von Herrschaft und Unterdrückung gekämpft werden, um ein freies Leben für alle Menschen zu ermöglichen.